OnPage-Black-Hat-Techniken im SEO – Teil 1

Mrz 23, 2015

Seit den frühen Anfängen der Suchmaschinenoptimierung wurden immer wieder neue manipulative Techniken entwickelt, die dabei helfen sollten, die Suchmaschinen zu täuschen, um somit ein möglichst hohes Ranking für die begehrten Keywords zu erzielen. Viele dieser Ansätze sind von einer recht kurzen Lebensdauer gekennzeichnet, denn die Suchmaschinen zogen im Wettrennen mit den Manipulatoren immer wieder nach und passten ihre Logarithmen an, um deren Techniken zu enttarnen und unwirksam zu machen.

Die nachfolgenden Punkte beschreiben die bekanntesten dieser Ansätze, von denen die Mehrheit heute keine Anwendung mehr findet. Es wird bei dieser Auflistung kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.

Text Spinning/ Article Spinning

Wie bereits beschrieben, ist es äußerst wichtig einzigartigen Content, in Form von Texten, auf der zu optimierenden Internetseite zu platzieren. „Unique Text“ ist aber nicht nur im Rahmen der OnPage-Optimierung sinnvoll, sondern auch bei der OffPage-Optimierung und zwar immer genau dann, wenn es um das Verfassen und Einsenden von Texten zu Artikel-, Wiki- und Pressemitteilungs-Sites, welche in Gliederungspunkt 5.2.4 noch ausführlich behandelt werden, geht.

Da das Schreiben von Artikeln mitunter sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann, nutzen viele Black-Hat-SEOs so genannte „Spinner“, mit denen ein bestehender Text durch nur wenige Mausklicks in einen neuen, einzigartigen Text umgewandelt werden kann. Die Spinning-Software erweitert dann sämtliche Wörter oder Wortgruppen innerhalb eines Textes mit Synonymen.

„Unter “Text Spinning” versteht man die Veränderung eines Ausgangstextes, der sich in der äußeren Form unterscheidet, inhaltlich aber identisch ist, bzw. die selbe inhaltliche Aussage hat.“[1] Spun-Content zeichnet sich dadurch aus, dass mehrere Synonyme gleichzeitig in den neuen Text eingebaut werden, damit immer neue Wortkombinationen beim automatisierten Erstellen von z.B. Artikeln auf Artikelverzeichnissen, generiert werden können.

Um dies zu verdeutlichen soll aus dem Ursprungssatz „Dies ist ein Satz der auch anders lauten könnte.“, mit Hilfe des Programm The Best Spinner (77 $/ Jahr), ein gesponnener Satz  (Spun-Content) gemacht werden. Die Software sucht für diesen Satz automatisch mehrere Synonyme heraus, die zu folgendem Ergebnis führen:

Dies ist ein {Satz|Stapel|Stoß|Haufen} der {auch|wenn schon|selbst|sogar} {anders|alternativ} lauten könnte

Unter anderem können daraus nun automatisiert folgende Sätze gebildet werden:

  1. Dies ist ein Satz der wenn schon anders lauten könnte.
  2. Dies ist ein Stoß der auch alternativ lauten könnte.
  3. Dies ist ein Haufen der auch anders lauten könnte.

Es wird ersichtlich, dass das Programm für das Wort „Satz“, keine sinnvollen Synonyme gewählt hat. Die Sinnhaftigkeit der Aussage bleibt somit spätestens ab dem 2. Beispiel auf der Strecke. Hat man nun nicht nur einen einzelnen Satz, sondern einen kompletten Artikel mit 450 bis 600 Wörtern und wendet diese Methode an, können zwar schnell neue Texte erstellt werden, allerdings sind diese in den meisten Fällen für den menschlichen Betrachter nicht sonderlich hilfreich.

Dennoch ist Article-Spinning bei vielen Black-Hat-Suchmaschinenoptimierern sehr beliebt, da Suchmaschinen (noch) nicht oder nur bedingt in der Lage sind Spun-Content als solchen zu erkennen. Hat man zum Ziel den Besuchern möglichst zielführende Informationen in gut lesbaren Sätzen zu bieten, sollten Texte nach dem Spinnen auf jeden Fall noch einmal korrekturgelesen und eventuell angepasst werden.

Doorway Pages und Cloaking

„Doorway Pages nennt man extra für Suchmaschinen erstellte Unterseiten, die für spezielle Keywords optimiert sind und in der Regel viel – meist unsinnigen – Content enthalten. Die Seiten ähneln den normalen Seiten in Sachen Design und Inhaltsmenge und sind daher für Suchmaschinen nur schwer von den normalen Seiten zu unterscheiden. Ziel dieser Doorway Pages ist es, der Suchmaschine eine weitaus größere und besser zum Keywords passende Website vorzugaukeln, als es tatsächlich der Fall ist.“[2] Für den Fall, dass eine echte Person auf ein Suchergebnis klickt, das auf eine solche Doorway Page verweist, wird der Besucher auf die eigentliche Website umgeleitet und kriegt die Doorway Page i.d.R. überhaupt nicht oder nur kurz zu Gesicht. Prominentestes Beispiel für diese Art der Manipulation der Suchergebnisse ist die Firma BMW, deren Website im Jahr 2006 aus dem Googles Index verschwand, da die Manipulation der Suchmaschine auffiel.[3]

Die komplette Struktur und auch die Inhalte einer solchen Website werden unter alleiniger Berücksichtigung der manipulierbaren Ranking-Kriterien erstellt. Dabei stehen vor allem die Keyword-Häufigkeit, die Keyword-Dichte und die Keyword-Prominenz im Mittelpunkt der Optimierungen. Durch die Anpassungen der Ranking-Algorithmen der großen Suchmaschinen sind die Optimierer heute dazu gezwungen, ihre Dooway Pages so zu erstellen, dass sie teilweise sogar für den menschlichen Besucher halbwegs sinnvoll erscheinen.[4]

Obwohl sich beide Techniken stark ähneln, besteht der direkte Unterschied zwischen Cloaking und Doorway Pages darin, dass der menschliche Besucher beim Cloaking automatisch und unmittelbar auf die eigentliche Website weitergeleitet wird, die Doorway Page also nicht zu Gesicht bekommt. Wird eine Doorway Page ohne Cloaking betrieben, so kriegt der menschliche Besucher genau wie der Suchmaschinen-Robot gleichermaßen die Seite angezeigt. Alleine der menschliche Besucher wird nach einiger Zeit (meist nach Sekunden oder Minuten) auf eine andere Website weitergeleitet.[5]

Wer heute Cloaking erfolgreich betreiben möchte, ist zwingend auf aktuelle Daten von Suchmaschinen-Robots, wie IP-Adressen, Browserkennungen und User Agents, angewiesen.[6] Diese können gegen Entgelt von Anbietern wie bspw. fantomaster.com bezogen werden. Mit Hilfe eines Scripts kann die Website dann erkennen, ob es sich bei dem Besucher um den Crawler einer Suchmaschine oder um einen Menschen handelt. Ersterer wird dann nicht auf die Zielseite umgeleitet, sondern bleibt auf der Doorway Page um diese zu indexieren.

Broschart weist darauf hin, dass beim Cloaking nicht zwingend eine manipulative Absicht bestehen muss. Insbesondere dann nicht, wenn eine Website auf verschiedene Browser oder Betriebssysteme optimiert und in mehrfacher Form angeboten wird.[7] Nach SEOmoz gibt es zudem verschiedene Abstufungen des Cloakings, die sich von White-Hat bis Black-Hat einteilen lassen, wie Abbildung 1 abschließend verdeutlichen soll:

search-engine-cloaking-scale OnPage-Black-Hat-Techniken im SEO – Teil 1

Abb. 1: Black & White Mentality vs. Shades of Gray

Quelle: SEOmoz Advanced SEO Training Series

Quellen: [1] http://seo-in-der-praxis.de; [2] Winkler, 2008, S. 270; [3] Vgl.: Fischer, 2009, S. 433f; [4] Vgl.: Erlhofer, 2008, S. 330ff; [5] Vgl.: http://www.bloggingtipsonline.com; [6] Vgl.: Winkler, 2008, S. 270; Erlhofer, 2008, S. 336; [7] Vgl.: Broschart, 2010, S. 297

 

Wichtige Information: Die in diesem Artikel veröffentlichten Angaben sind Auszüge aus meiner am 15. Juli 2013 vorgelegten Master Thesis zum Thema: „Experiment zur Untersuchung des Zusammenspiels zwischen White-Hat- und Black-Hat-Methoden bei der Suchmaschinenoptimierung„. In einem sich extrem schnell wandelnden Bereich wie dem Online Marketing könnten einige der gemachten Angaben mittlerweile „outdated“ sein!

Mark Etting studierte Dialogmarketing und Kommunikationsmanagement, arbeitete als SEO Consultant in verschiedenen Online Marketing Agenturen und als Inhouse SEO. Seit 2015 arbeitet er als SEO Freelancer für nationale und internationale Kunden.